Amalgam im Zahn
Ich beschwer’ mich doch gar nicht!
Aber ich hab doch gar nicht..!
Wie?? Nicht dankbar?? Natürlich bin ich…
Aber klar! Überall! Immer erzähl ich überall, wie dankbar ich bin!
Na logo! Hallo?
Ja doch… Eine sehr schöne Kindheit. Ja. Das bezweifelt doch gar…
So, jetzt hör mir doch mal zu!! Ich habe nur gesagt: „Nicht alle von Euch an mich vererbten Gene sind absolute Volltreffer!“… Das heißt doch nicht, dass ich…
Hä? Ein Beispiel?
Na, zum Beispiel die Sache mit dem Schnarchen. Wenn andere Leute schlafen, dann hört sich das halt nicht so an, als wär man auf ’ner Baustelle.
Was?? Natürlich ist das genetisch! Das ist sogar sehr genetisch!
Ja. Oder hier! Die Sache mit den Haaren. Da kann doch Papa nicht…
Jawohl!! Aber ganz klar ist das ein Gendefekt!...
Das ist doch nicht an den Haaren herbei…
Was?? Ach! Und was ist mit den Zähnen, hä?
Die Zähne! Was ist mit den Zähnen?
Mama? … äh… Hallo???
Es ist nämlich so: Meine Zähne sind zwar recht hübsch, qualitativ sind sie allerdings eher unterdurchschnittlich… Alles eindeutig genetisch.
Und aufgrund dieser desaströsen Zahnschmelzqualität sah sich mein damaliger Zahnarzt leider schon sehr früh immer wieder genötigt, die frischen Krater mit Amalgam auszustopfen. Für alle, die es noch gar nicht wussten: Amalgam ist eine Quecksilberlegierung, aus der man Zahnplomben herstellt und deren giftige Langzeitwirkung in Medizinerkreisen sehr konträr diskutiert wird.
Da mein halber Kopf nun mit Quecksilber angereichert ist, bin ich quasi dem Tode geweiht. Das mag tragisch erscheinen, befreit aber gleichzeitig ungemein. Somit kann ich nun völlig unbelastet über meine Schwäche reden und tue dies mit der
Ballade von der Sondermülldeponie im Mund
Mit Lollies fing es an und reichlich Marzipan,
Cola und Lakritz war'n mein höchstes Bestreben,
auch Eis und Schokolade standen auf dem Speiseplan.
Karius und Baktus traten in mein Leben.
Was hat sich mein Dentist bloß dabei gedacht?
Offenbar war er ein skrupelloser Scharlatan!
Hat aus meinem Mund ein Sondermülllager gemacht
und Amalgam ganz filigran in meinen Zahn getan!
Er platzierte diese Paste in meinem Mund,
das Zahnarztmonster, es grinst und kichert.
Ich frag: „Das ist doch sicher nicht gesund?“
Er antwortet: „Doch! Oder bist Du vielleicht privat versichert?“
So ließ er mich stehen, unfreundlich und barsch,
und meine Problematik wäre ja total profan.
Hm, der ist ja witzig! Mein Leben ist im Arsch,
weil ich, ich hab jetzt Amalgam im Zahn!
Amalgam, Amalgam, Amalgam im Zahn!
Hilft Dir auch in Krisen, das Gebiss zu wahr’n!
Mein Leben ist ein Kampf, ein Tanz auf dem Vulkan!
Lebe lieber extrem – hab Amalgam im Zahn!
Tja, Du hast gut Lachen, das sehe ich Dir an:
Du hast offensichtlich Porzellan im Essorgan.
Hör mal, mein Freund, da ist Dir Gutes widerfahren,
aber noch einmal lachen – und ich werd zu Dschingis Khan!
Für mich ist alles zu spät, doch das hat auch sein Gutes:
Ich sieche nicht im Altersheim in vielen, langen Jahren.
Nö. Ich sterbe jung, da bin ich guten Mutes!
Dank Amalgam im Zahn kann ich mir das Riestern sparen!
Amalgam macht frei! Ich bin ja eh schon fast tot.
Kann ohne Sicherheitsgurt hundertachtzig fahren;
keine Bremse mehr heil, keine Ampel zu rot
und ich brauche kein Kondom beim spontanen Paaren.
Ich suche nicht nach Frieden, ich suche nach Gefahr’n:
Im Urlaub tramp ich nackig durch den Vatikan;
ich geh als Bibelforscher nach Afghanistan
und ess Fasan mit Parmesan – und zwar im Ramadan.
Ich rauche und kokse und sniefe Majoran,
geh als Roberto Blanco verkleidet zum Ku-Klux-Klan
oder baue mich auf vor Oliver Kahn
und sage zu ihm: „Deine Mudder ist ’ne Bitch – ich schwör auf Koran!“
Mein Alltag ist der reinste Kriminalroman,
fühl mich wie im Fieberwahn auf der Carrerabahn.
Kriege ich Krebs oder explodier ich spontan?
No Risk, no Fun – ich habe Amalgam im Zahn!
Amalgam, Amalgam, Amalgam im Zahn!
Hilft Dir auch in Krisen, das Gebiss zu wahr’n!
Mein Leben ist ein Kampf, ein Tanz auf dem Vulkan!
Lebe lieber extrem – hab Amalgam im Zahn!