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Gib mir Bier!

 

Ja, es ist wahr: Ich bin ein Dichter. Ein Mann der Worte und der Poesie. Ein inbrünstiger Bewunderer der feinen Künste. Ein Verfechter des reinen Reims und intonatorischer Prosodie.

Doch auch dem Fußball bin ich Freund. Ja! Rennen, ackern, grätschen, foulen! Die Atmosphäre im Stadion – Ach, herrlich! Ich liebe sie.

Aber all das, all das ist nichts, ist gar nichts gegen meine wahre Leidenschaft: kaltes Bier!

Oh, jaaaa! Kaltes Bier!! Alter, wie geil ist kaltes Bier?

Oh Bier! Wie wunderbar vielfältig kommst Du daher! In zylinderförmige Dosen gefüllt, kraftvoll wie die Kolben eines V8-Motors! Metallisch glänzend wie der Stahl sich kreuzender Klingen und pflügender Pflugscharen.

Oder abgefüllt in braune, betörend geformte Flaschen. Langhalsig wie Naomi Campbell oder kompakt, gedrungen, energisch gestaucht zu einer Astra-Knolle. Die Flasche beperlt mit kondensierendem Wasser wie die Haut der Geliebten bei flirrendem Liebesspiel. Rrrrrrr.

Oder frisch gezapft von zarter Hand. Durch güldenen Zapfhahn geflossen, das Glas gefüllt. Ein Wunder der Braukunst – für mich allein geschaffen! Dein goldenes Antlitz lacht mir entgegen. So schön! So schön! Tausend Bläschen steigen hinauf zur Krone aus weißem Schaum. Und dieser quillt über den Gläserrand und sorgt noch nach Stunden für wohlriechende, nach Bier duftende Hände.

Ahhh, dieses Aroma! Dieses Odeur!! Ich rieche an Dir – ich atme Dich ein! Jaaa, ich atme Dich ein! -, liebliches, herbes, ja, würziges Bier! Was ist dagegen Lavendel? Was der Duft von Haut und Haar der Liebsten? Ich schnüffel, ich schnupper; meine Geruchsrezeptoren zu Gladiatoren erkoren – weltverloren, bin wie neu geboren. Keine Rose, kein frisch gemähtes Gras nach Sommerregen, keine Meeresbrise ist diesem Dufte gleich! Oh, Bier, Du Königin der Aromen!

Und dann… und dann… und dann setz ich Dich an! Ich fühle Dich kommen! Du fließt auf meine Zunge! Geschmacksknospen blühen auf in den schönsten Farben, die ein Mensch je sah! Regenbögen in Milliarden Farben; rote, grüne, schrille Blitze zucken durch meinen Körper, meine Seele, meinen Geist! Tausend Fanfaren tönen in meinem Kopf und künden die Ankunft des Erlösers! Macht auf den Mund, den Hals macht weit! Es kommt der Saft der Seeligkeit! Ambrosischer Nektar benetzt das Epithel!

Freude, schöne Göttertunke, führ mich ins Delirium, ich genieße feuertrunken, Himmlische, Dein Heiligtum!

Und es geht loooos! Ich nippe und kippe, ich trinke und tanke, ich schlürfe und schlucke, ich süffel und saufe, ich kübel und pichel, ich becher und zeche!

Oh, Kinder, das schmeckt! Ich werd bekloppt! Ich steh auf Bier!! Ja, Mann, ich steh drauf!! Ich könnte ganze Stauseen voll Bier austrinken! Ach, was sage ich? Ozeane! Ich will mit Bier duschen! Ich will darin baden! Der Mensch besteht zu 70 Prozent aus Wasser! Was für ein Scheiß! Ich will das nicht! Ich will Bier sein!

Du bist Student; Du bist Deutschland; ich bin Bier!

Ich scheiß drauf, was die anderen sagen! Eine Kiste Bier schmeckt vormittags doppelt so gut! Ich will Bier zum Frühstück! Nachdem ich mir damit die Zähne geputzt habe!

Freies Bier für freie Bürger! Die Biere des Menschen sind unantastbar! Verdammte Axt! Mein Leben ist eine Expedition ins Bierreich! Ich bin für Bierversuche! Bierschützer aller Länder vereinigt Euch! Steht auf für Euer Recht! Packt das Bier an den Hörnern! Und dann: Hau wech die Scheiße!

Und an all die anderen: Allen, die das nicht verstehen können, die gar nicht erahnen, wovon ich gerade gesprochen habe, denen sage ich: Schont Eure Leber! Ich werde sie eines Tages gut gebrauchen können.

Anne, mach mal ein Bier klar! Prost!